Gewalt in der Weihnachtszeit: Tipps zur Prävention

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Alle Jahre wieder … naht das Streitgespräch unterm Christbaum. Die romantische Weihnachtszeit scheint eine Idylle zu sein. Wenn die Gespräche eskalieren, droht schnell ein Gewaltakt. Warum Gewalt der einzige Ausweg zu sein scheint und wie Sie am besten entgegenwirken erfahren Sie in meinen Tipps zur Prävention.

In dieser ach so besinnlichen Zeit werden wir meist mit zusätzlichen Belastungen konfrontiert. In vielen Berufen ist gerade die Zeit vor dem Jahreswechsel am stressigsten, weil alle Projekte noch abgeschlossen werden müssen. Zur Belohnung der guten Arbeit jagt eine Weihnachtsfeier die nächste, denn der Verein will sich auch für die ehrenamtlich geleistete Arbeit erkenntlich zeigen. Unzählige Adventmärkte locken mit gutem Glühwein, Punsch und Schokofrüchten. Auch das alljährliche Keksebacken darf nicht vergessen werden. Nebenbei müssen noch Geschenke für die Liebsten eingekauft werden. Selbst für den Heiligabend haben wir meist hohe Anforderungen an uns selbst, denn alles muss doch perfekt verlaufen, nicht wahr? All diese Faktoren tragen dazu bei, dass die innere Spannung immer höher wird. Meist reicht dann eine Kleinigkeit, die das Fass zum Überlaufen bringt.

 

Wer tendiert schneller zu Gewalt?

Statistiken zeigen, dass Gewalttaten zu 80% von Männern ausgehen. Von klein auf wird ihnen meist beigebracht, ein starker Indianer zu sein, der keinen Schmerz kennt. Gefühle, und vor allem Tränen zulassen, bedeutet oft, dass sie “Weicheier” sind. Das lässt sich ein Mann nicht gerne gefallen, daher unterdrücken sie diese Emotionen einfach. Das erfordert einen hohen Energieaufwand. Gerade in der stressigen Weihnachtszeit sind sie dann noch schneller gereizt. Dann passiert es oft viel zu schnell, dass ein erst harmloses Gespräch zu einen Streit eskaliert und Gewalt droht, auch wenn dies eigentlich kein Grund zuzuschlagen sein sollte.

Wenn sich Männer den Frauen verbal unterlegen fühlen, kann ein Streit auch provoziert werden. Kein Mann genießt es, sich hilflos, verzweifelt oder unterlegen zu fühlen. Immerhin sind sie ja das “starke Geschlecht”. Unterbewusst wollen sie dann ihre Macht durch gewalttätige Aktionen beweisen, indem sie Gegenstände zu Bruch schlagen oder der Frau gegenüber gewalttätig werden. Nach der Tat bereuen sie die Aktion sofort und schämen sich dafür, was sie getan haben. Immerhin möchten sie die Liebste doch nicht verletzen… Dennoch kann die Tat nicht mehr ungeschehen gemacht werden, auch wenn es sich Männer meist wünschen würden.

 

Tipps zur Prävention

 

  1. Nicht jeder Christkindlmarkt muss besucht werden

Wenn die Vorweihnachtszeit besonders stressig wird, ist es ratsam, nicht jeden Weihnachtsmarkt zu besuchen. Ebenso zwingt sie keiner dazu, jede Weihnachtsfeier zu besuchen. Die Angebote zum weihnachtlichen Zeitvertreib sind sehr verführerisch, tragen aber auch zu inneren Stress bei. Demnach rate ich Ihnen, dass Sie die Tage und Stunden an den Märkten vorab in Ihren Terminkalender einplanen und auch den einen oder anderen auslassen, falls es zuviel des Guten wird. Die Adventsmärkte und Weihnachtsfeiern sollen keinen zusätzlichen Stressfaktor in Ihnen auslösen.

  1. Wichtige Dinge vorab in Ruhe besprechen

Es ist sehr hilfreich, wenn Sie sich mit Ihren Liebsten vorab in Ruhe zusammensetzen und alles Wichtige besprechen. Klären Sie gemeinsam ab, wie sie die Feiertage verbringen möchten, wen sie einladen oder welche Familienmitglieder während den Festtagen besucht werden sollen. Besprechen Sie auch alltägliche Dinge, beispielsweise wer sich um den Einkauf oder das Kochen kümmert, ob gemeinsam aufgeräumt wird oder ähnliches. So können Sie vorab schon viele Konfliktpotenziale einschränken.

  1. Freiraum und Zeit zum Entspannen einplanen

Planen Sie sich neben den Familienbesuchen auch genügend Freiraum ein. Niemand soll sich überfordert oder gestresst fühlen. Zur Entspannung können Sie sich einen Tag in der Therme gönnen, einen ganzen Tag im Pyjama mit Buch, Tee, Entspannungsmusik und dem Fernseher verbringen oder auch einen ausgedehnten Spaziergang an der frischen Luft machen oder sonstigen Sport zur Ablenkung machen. Tun sie das, was Ihr Herz begehrt!

  1. Im Faller einer Eskalation: Den Ort verlassen

Wenn ein Streit bereits entbrannt ist, hilft es, den Ort kurzerhand zu verlassen. Wichtig dabei ist, dass Sie ein paar Spielregeln befolgen, damit der Partner nicht in Angst und Schrecken zurück bleibt. Wer den Raum verlässt, muss klar dem Gesprächspartner klar sagen, dass er geht, wohin er geht und wann er plant wieder zurück zu kommen. So wird der Partner nicht in einer Schrecksituation zurückgelassen. So reduziert sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Autoreifen durchdrehen und quietschen. Ebenso kann es dazu beitragen, dass man(n) im nächsten Wirtshaus weniger tief ins Glas schaut.

Für die Frau ist es wichtig, diesen Schritt zuzulassen. Das Problem läuft nicht davon und kann auch später noch ausdiskutiert werden. Wenn die Emotionen bereits so stark am Brodeln sind, lässt sich ohnehin keine vernünftige Lösung finden. Deswegen ist es viel vernünftiger, die Gemüter zuerst abkühlen zu lassen, bevor weiter diskutiert wird.

 

Mögen Sie eine stressfreie Weihnachtszeit genießen!

Wenn sie diese Tipps Beachtung schenken, dann kann nicht mehr viel schief laufen. Ihr Partner wird es Ihnen dankbar sein, wenn Sie mehr Zeit in Ruhe gemeinsam verbringen können. Somit wünsche ich Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten und friedlichen Start in das neue Jahr! Mögen all Ihre Wünsche und Neujahrsvorsätze in Erfüllung gehen.

Bildquelle: istock.com/Estradaanton

 


Mein Name ist Robert Karbiner. Seit 1997 arbeite ich als Psychotherapeut und verfüge über viel Erfahrung in der Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen.
Ich bin ausgebildeter Psychotherapeut, Supervisor, Coach, systemischer Familienberater, Lebens- und Sozialberater, Anti-Gewalt-Pädagoge, Trainer und Buchautor

Meine Online Kolumne soll Menschen helfen und Ratschläge zur Selbsthilfe bieten. Dennoch erfolgen die Angaben ohne Gewähr. Wenn Sie sich bei der Bearbeitung eines Problems nicht sicher sind oder unklare Begleitumstände auftreten, sollte umgehend fachlicher Rat eingeholt werden. Für eventuelle Nachteile, die aus praktischen Hinweisen und/oder Übungen resultieren, kann der Autor keine Haftung übernehmen. Jeder Leser muss in Eigenverantwortung entscheiden, ob er beschriebenen Übungen und Anregungen ausprobieren möchte. Sollten Sie Fragen haben oder Hilfe benötigen, kontaktieren Sie mich unter 0699 10 322 362 oder r.karbiner@utanet.at.

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